Jahresbericht 2018 zur Verfolgung der Kirche des Allmächtigen Gottes durch die kommunistische Regierung Chinas
Inhaltsverzeichnis:
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Übersicht
- 1.1. Aktuelle Lage der Religion in China angesichts der Politik zur „Sinisierung der Religion“
- 1.2. Übersicht über die Verfolgung der Kirche des Allmächtigen Gottes durch die KPCh
- 2. Zusammenfassende Übersicht über die Art der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh)
- 2.1. Die KPCh führt gründliche und fortdauernde Ermittlungen gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) durch, um weitere umfassende Festnahmen vorzubereiten.
- 2.2. KPCh führt Sonderkampagnen mit Razzien und umfassenden Festnahmen in allen Provinzen und Städten des Landes durch
- 2.3 Die KPCh unterzieht die festgenommenen Christen umfassenden Maßnahmen zur „Transformation durch Indoktrination“, um sie zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen
- 2.4 2018 nahm die Verfolgung derartige Ausmaße an, dass mindestens 20 Christen dabei ums Leben kamen
- 2.5 Die KPCh sammelt Informationen über die Situation der KAG-Christen im Ausland und veranstaltet Pseudo-Demonstrationen, um den Ruf der KAG-Gemeinden im Ausland zu schädigen
- 3. Schwere Verfolgung der KAG weckt die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft; exilierte KAG-Christen erhalten im Ausland Asyl
- 4. Fazit
- Anhang: 19 Ausgewählte Beispielfälle aus dem Jahr 2018
- 1) KAG-Christen werden Opfer außergerichtlicher Tötungen durch die KPCh
- 2) Die KPCh greift KAG-Christen willkürlich auf und nimmt sie in Haft
- 3) Die KPCh foltert Christen auf brutale Weise
- 4) Die KPCh beschlagnahmt große Mengen an Kirchengeldern und Privatbesitz von Christen
- 5) Die KPCh hindert KAG-Christen daran, ihr Recht auf politisches Asyl in Anspruch zu nehmen
1. Übersicht
1.1. Aktuelle Lage der Religion in China angesichts der Politik zur „Sinisierung der Religion“
Am 1. Februar 2018 begann die Kommunistische Partei Chinas, die KPCh, mit der Umsetzung ihrer Neuen Verordnung für Religionsangelegenheiten[1],mit der sie versucht, Xi Jinpings Politik zur „Sinisierung der Religion“ den Anschein der Rechtmäßigkeit zu geben. Damit machte sie ihre üblen Absichten noch einmal deutlicher und zeigte, dass die Bestrebungen der KPCh dazu dienen, in China den religiösen Glauben vollständig zu verbieten und sämtliche Religionen auszulöschen. Nach Einführung der Verordnung hat sich die Situation des religiösen Glaubens in China umfassend verschlechtert: In Xinjiang wurden über eine Million Muslime in Umerziehungslagern interniert. Millionen Angestellte des öffentlichen Diensts zogen zu Gast in die Häuser muslimischer Familien in Xinjiang ein und überprüften deren Ideologie und Alltagsverhalten mit extrem übergriffigen Methoden. Die Behörden deuteten religiöse Lehren um und manipulierten diese: Die Zehn Gebote wurden aus der Bibel gestrichen und durch neun Gebote ersetzt. Sämtliche Bibeln wurden aus dem Online-Verkauf genommen. Es heißt, die KPCh plane eine revidierte Bibelausgabe und manipuliere den Inhalt der Bibel. Außerdem manipuliert und kontrolliert die KPCh die Leiter religiöser Gruppen stark. Seit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen dem Vatikan und China kontrolliert sie auch die Ernennung der Bischöfe der katholischen Untergrundkirche. Zahlreiche Kirchen, Moscheen, buddhistische und daoistische Tempel sowie andere religiöse Stätten wurden zerstört oder verboten. Zahlreiche Christen wurden festgenommen und interniert. Religiös Gläubige werden gezwungen, bei der Ausübung ihrer Religion „Rote Lieder“ zu singen, die Nationalflagge zu hissen und die sogenannten KPCh-Richtlinien zu lesen. Die Kirche des Allmächtigen Gottes – eine neue christliche Kirche – wird am stärksten von allen verfolgt. Nach unvollständigen Zahlen wurden allein 2018 mindestens 11 111 Kirchenmitglieder verhaftet, nur weil sie an Kirchenaktivitäten teilgenommen hatten. Es ist sorgfältig belegt, dass in jenem Jahr zwanzig Angehörige dieser Kirche aufgrund der Verfolgung starben. Am 6. November 2018 veröffentlichte das Büro der Hochkommissarin für Menschenrechte (OHCHR) während des Universellen Periodischen Überprüfungsverfahrens gegen China eine Zusammenfassung der von NGOs eingereichten Vorlagen zu China. Darin wird die Verfolgung von vier Millionen KAG-Angehörigen in China durch die KPCh verurteilt. In der Zusammenfassung wird darauf hingewiesen, dass in den Jahren 2014-2018 mindestens 500 000 KAG-Angehörige aufgrund der Überwachung, Festnahme und Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas aus ihrem Zuhause flohen und mehrere Hunderttausend Familien auseinandergerissen wurden[2]. Der Exekutivausschuss zu China im US-Kongress (CECC) veröffentlichte seinen Jahresbericht 2018 zur aktuellen Lage der Religion in China.[3]
1.2. Übersicht über die Verfolgung der Kirche des Allmächtigen Gottes durch die KPCh
Die Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) ist eine neue christliche Kirche in China. Seit ihrer Gründung 1991 wird sie von der KPCh krampfhaft unterdrückt und schwer verfolgt. 1995 setzte die KPCh aufgrund haltloser Anschuldigungen die Kirche des Allmächtigen Gottes, die Schreier, die All Ranges-Kirche und viele andere Hauskirchen auf die xie jiao-Liste. Außerdem begann sie, diese grausam zu unterdrücken und zu verfolgen.[4]Dies führte dazu, dass die Unterdrückung und Verfolgung der KAG durch die KPCh weiter eskalierte. Nach unvollständigen Zahlen wurden allein zwischen 2011 und Ende 2017 mindestens 400 000 KAG-Mitglieder von den chinesischen Behörden verhaftet. Außerdem ist es sorgfältig belegt, dass seit Gründung der Kirche 101 Kirchenmitglieder aufgrund von Verfolgung starben. Der Grund für die grausame Verfolgung der KAG durch die KPCh ist der folgende: Seit der Allmächtige Gott erschienen ist und Sein Werk verrichtet, hat Er Millionen von Worten verkündet, welche alle Geheimnisse der Bibel erklären. Außerdem hat Er mit diesen Worten alle Wahrheiten verkündet, die nötig sind, um die Menschheit zu reinigen und zu erretten. Auf diese Weise hat Er es den Menschen ermöglicht, Gottes Werk und Disposition wahrhaftig zu verstehen, von ihrer Verdorbenheit gereinigt zu werden und Gottes Errettung zu erlangen. Aus diesem Grund wächst die Zahl der Menschen, die das Werk des Allmächtigen Gottes annehmen und es studieren, beständig an. Die Kirche entwickelte sich so schnell, dass die KPCh panisch und hasserfüllt wurde.
Anfang 2018 haben die chinesischen Behörden mehrere Kampagnen gestartet, um in allen Provinzen und Städten Chinas gegen die KAG vorzugehen. Am 8. Februar 2018 berichtet People’s Daily Online, dass die Abteilung für Öffentliche Sicherheit (PSD) der Provinz Hainan eine Videokonferenz für alle Einrichtungen für Öffentliche Sicherheit in der Provinz veranstaltet hat. Außerdem habe sie 2018 sechs Razzia-Kampagnen durchgeführt. Eine davon war die „Kampagne zum Vorgehen gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes und deren Auflösung“.[5] Am 1. Juni 2018 gab das Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten der Provinz Jiangxi ein Dokument zu der gegen die KAG gerichtete Strafkampagne „Hundert-Tage-Schlacht“ heraus. Darin wurden gründliche Untersuchungen und die komplette Zerstörung der KAG gefordert.[6] Die Stadt Zhaoyuan in der Provinz Shandong plante auch eine eigene Hundert-Tage-Schlacht-Kampagne. In deren Rahmen sollte hart gegen die KAG vorgegangen werden, und bis Ende November 2018 wurde die Festnahme von 80 Prozent der KAG-Leiter geplant. Außerdem veröffentlichten mehrere weitere Provinzen wie Jiangsu, Henan[7], Liaoning[8], Zhejiang und Shanxi[9] offizielle Dokumente mit roter Kopfzeile, welche Kampagnen wie Razzien oder Verbote gegen die KAG vorsahen. Darin wurde gefordert, dass: „die Kirche des Allmächtigen Gottes als Hauptziel gelten soll, aber auch andere Organisationen berücksichtigt werden.“ Besonderer Wert wurde auf die Festnahme der Kirchenleiter und die Beschlagnahmung der Kirchengelder gelegt. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass das Ziel, „die inländische Basis zu zerstören und den ausländischen Einfluss lahmzulegen“ erreicht wird.
Infolgedessen schwappte eine neue Welle einheitlicher Unterdrückungs- und Verfolgungskampagnen gegen die KAG über China.[10] Überall im Land wurden KAG-Christen Opfer von umfassenden Festnahmen, Hausdurchsuchungen, Eigentumsbeschlagnahmungen, grausamer Folter und Transformation durch Zwangsindoktrination. Nach unvollständigen Zahlen wurden 2018 mindestens 23 567 KAG-Christen direktes Opfer von Behördenverfolgung – nur weil sie an den Allmächtigen Gott glaubten und an normalen Kirchenaktivitäten wie Gottesdiensten oder Predigten des Evangeliums teilgenommen hatten. In 30 Provinzen, Autonomen Gebieten und regierungsunmittelbaren Städten in China wurden mindestens 12 456 Angehörige der Kirche schikaniert. Unter anderem wurden ihre persönlichen Daten aufgenommen, sie wurden gezwungen, Garantie-Erklärungen (in denen sie ihrem Glauben abschworen) zu unterzeichnen, sie wurden gegen ihren Willen fotografiert, auf Video aufgenommen und überwacht, es wurden ihnen Fingerabdrücke sowie Blut- und Haarproben abgenommen und so weiter. Mindestens 11 111 Mitglieder wurden verhaftet. 6757 wurden über einen kürzeren oder längeren Zeitraum inhaftiert. 685 wurden allen möglichen Arten grausamer Folter oder Zwangsindoktrination unterzogen. 392 wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, die Hälfte von ihnen zu schweren Strafen von drei oder mehr Jahren. Acht wurden zu über zehn Jahren Gefängnis verurteilt, unter anderem Bao Shuguang, eine Christin aus der Provinz Shandong, die zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.[11] In dem Jahresbericht 2018 des Exekutivausschusses zu China im US-Kongress (CECC) wird auch auf die verurteilten KAG-Christen hingewiesen.[12] Mindestens 20 Christen starben aufgrund der Verfolgung. Sieben davon starben in außergerichtlichen Verhör-Einrichtungen wie den „Zentren zur Transformation durch Zwangsindoktrination“. Außerdem wurden mindestens 300 Millionen RMB an Kirchengeldern und Privatbesitz (ungefähr 39 Millionen EUR) unrechtmäßig beschlagnahmt. Die oben genannten Zahlen sind nur ein kleiner Teil der Informationen über die Verfolgung von KAG-Christen durch die KPCh und das nur bezogen auf das Jahr 2018. Die Verfolgung ist so stark, dass es einfach unmöglich ist, die große Mehrheit der Daten zu erfassen. Human Rights Without Frontiers (HRWF) und die EU-Reporter hatten am 10. Dezember 2018 im EU-Parlament einen Runden Tisch organisiert, bei dem der Abgeordnete des Europa-Parlaments Tomáš Zdechovský sagte, dass die KAG-Christen in China sogar noch stärker litten als die uigurischen Muslime.[13]
2. Zusammenfassende Übersicht über die Art der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh)
2.1. Die KPCh führt gründliche und fortdauernde Ermittlungen gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) durch, um weitere umfassende Festnahmen vorzubereiten.
Xi Jinping hat Anweisungen und Forderungen bezüglich Unterdrückung und Verbot der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) erlassen. Aus diesem Grund wurden auf allen Ebenen der chinesischen Verwaltung Vorkehrungen getroffen und Sonderkampagnen für Razzien gegen die KAG durchgeführt. Ziel dabei war es, alle in den betreffenden Zuständigkeitsbereichen lebenden KAG-Anhänger zu überprüfen und ihre Häuser zu durchsuchen. Als Beispiel sei hier die Provinz Henan betrachtet: In einer Stadt in der Provinz erließ das Büro der Führungsgruppe für die Prävention und den Umgang mit xie jiao am 7. Mai 2018 ein Dokument. Dieses trug den Titel: Bekanntmachung zur Stärkung der Koordination und Kooperation nach Kräften eine Razzia-Kampagne gegen die xie jiao-Organisation „des Allmächtigen Gottes“ durchzuführen. In dem Dokument wird deutlich gefordert, dass „gründliche Untersuchungen durchgeführt werden sollen, um belastbare, unterstützende Informationen für die Kampagne“ zu bekommen. Alle Einrichtungen sollten „umfassend die Datenbanken überprüfen, und nach aktuell dort verzeichneten Personen suchen.“ Außerdem sollten „frühere Fälle untersucht werden, um Hinweise auf nicht gemeldete Personen zu finden und individuelle Akten und Einträge für jeden Einzelnen anzulegen.“ Weitere Anweisungen lauteten: „Mobilisieren Sie die Massen vollständig und geben Sie ihnen einen Anreiz, verdächtige Personen zu melden und zu denunzieren. Dies erreichen Sie durch Forumsveranstaltungen, Volksbesuche und die Einrichtung eines Belohnungssystems für Denunzianten.“ oder „Führen Sie Datenanalysen durch, um sich ein vollständiges und deutliches Bild über die Situation der KAG zu verschaffen. Dazu gehören Informationen wie deren Hauptaufenthaltsorte, Geldquellen, Mitgliederzahlen, lokale Verteilung, Entwicklungstendenzen usw.“ oder auch „Geben Sie die Informationen über wichtige Mitglieder vollständig in die neue Datenbank ein. Beachten Sie dabei die Kriterien zur Klassifizierung. Dabei können Sie sich auf die Informationen stützen, die Sie durch gründliche Überprüfungen und Kampagnen usw. erhalten haben.“
Die chinesische Regierung hat überall im Land und auf allen Verwaltungsebenen umfassende Untersuchungen bezüglich der KAG durchgeführt. Dazu gehören Maßnahmen wie das Sharp Eyes Project (auch bekannt als Project Dazzling Snow).([14])Dieses Projekt beinhaltet die Anbringung von Überwachungskameras an Dorfeingängen und Straßen, um die Überwachung in ländlichen Gebieten zu stärken. Mit dem Skynet Project werden Christen überwacht. Die „Raster“-Verwaltung wurde zur Überwachung von Anwohnern eingeführt. Dabei überprüfen „Rasterverwalter“ jeden einzelnen Anwohner und melden dessen Glauben. Diese Verwalter patrouillieren täglich die Gebäude, gehen von Tür zu Tür und zeichnen ihre Gespräche mit den Bewohnern auf. Sie überprüfen auch die Personalausweise und Mietunterkünfte. Außerdem werden Anwohner, Mitarbeiter der Wohnanlage, Müllmänner, Verwalter von Kommunalgebäuden, Rentner, Müllsammler, Wasserträger usw. zu Spitzeldiensten eingesetzt und erhalten finanzielle Belohnungen für Informationen über KAG-Christen und sogar auch über Mitglieder der Drei Selbst-Kirche. Weiterhin wurden Elektrofahrzeuge, Motorräder und elektronische Ausrüstung mit Überwachungsgeräten versehen, um Christen zu verfolgen und zu überwachen. Die untersten Polizeidienststellen wurden angewiesen, Stammbäume der lokalen Familien anzufertigen, die sich über fünf Generationen erstrecken. Schüler in Hoch-, Mittel- und Grundschulen müssen Fragebögen zum Glauben ausfüllen, damit die Behörden über ihren Glauben und den ihrer Familien auf dem Laufenden sind. Menschen, die das Land nicht verlassen dürfen, stehen unter besonderer Überwachung. KAG-Christen werden ihre Reisepässe und Visa entzogen und so weiter.
Gewaltsame Durchsuchungen, Langzeitüberwachungen und Schikanen seitens der chinesischen Behörden haben zahlreiche Christen dazu gezwungen, aus ihrem Zuhause zu fliehen. Nun sind sie obdachlos und von ihren Familien getrennt. Ihre grundlegenden Menschenrechte, wie das Recht auf Privatsphäre und auf Leben, wurden schwer verletzt und ihnen verweigert. Am 27. Juni 2018 wurde die Christin Lu Yongfeng aus der Provinz Liaoning mit Hilfe von Satellitenverfolgung aufgespürt und von der KPCh-Polizei verhaftet. Fünf Tage später starb sie an den Folgen ihrer Verfolgung. Am 19. September 2018 wurde die Christin Luo Ruizhen aus der Provinz Hubei von dem Gebäudemanager ihrer Wohnanlage sowie Zivilpolizisten aufgespürt, gestellt und festgenommen, als sie mit drei anderen Christen einen Gottesdienst besuchte. Dann wurde sie in das „Transformation durch Indoktrination-Zentrum“ in Wuhan gebracht und einer Zwangsindoktrination unterzogen. Luo Ruizhen starb in den frühen Morgenstunden des 13. Oktober an den Folgen ihrer Verfolgung.
2.2. KPCh führt Sonderkampagnen mit Razzien und umfassenden Festnahmen in allen Provinzen und Städten des Landes durch
Sobald die chinesischen Behörden die Situation der KAG-Christen teilweise überblickten, führten sie im ganzen Land umfassende Festnahmen durch. Nach groben Schätzungen haben die chinesischen Behörden allein 2018 zumindest mehrere tausend Festnahme-Kampagnen in sämtlichen Provinzen und Städten Chinas durchgeführt. Dabei wurden über 10 000 Mitglieder der Kirche verhaftet. Die im Folgenden aufgeführten Beispiele sind nur ein Teil der durchgeführten Festnahme-Kampagnen:
Am 26. Juni führte die KPCh in der Provinz Liaoning die „Operation Donner“ durch[15]. In der Zeit vom 26. bis zum 28. Juni wurden mindestens 700 KAG-Christen verhaftet, zwei wurden zu Tode verfolgt.
om 11. Juni bis zum 1. Oktober führten die Behörden in der Provinz Jiangxi die gegen die KAG gerichtete „Hundert Tage Schlacht[16] “ durch. Dabei wurden 200 KAG-Christen verhaftet und über 100 Mitglieder wurden von der Polizei in ihrem Zuhause verhört.
Vom 24. bis zum 31. Juli führte die KPCh landesweit die Kampagne zu Massenfestnahmen mit dem Codenamen „Fuchs“ durch[17]. Innerhalb einer Woche wurden allein in der Stadt Linfen (Provinz Shanxi) 200 KAG-Christen festgenommen. Quellen berichten, dass die Polizei während dieser Festnahmen Satellitenverfolgung und Auswertungstechnik für Körperwärme einsetzte. Das bedeutet, dass die Polizei Christen mit Hilfe der IP-Adresse ihrer Elektrogeräte aufspüren konnte, selbst wenn diese nicht mit dem Internet verbunden waren.
In der Zeit von Juli bis Oktober führten die Behörden der Provinz Sichuan umfassende Festnahmen durch. Nach unvollständigen Zahlen wurden mindestens 5 300 000 RMB (ungefähr 698 000 EUR) an Privat- und Kirchenbesitz beschlagnahmt. Mindestens 377 KAG-Christen wurden festgenommen, 208 von ihnen kamen in Haft, 90 sind weiterhin in Gewahrsam, wobei von den meisten nicht bekannt ist, wo sie sich zurzeit befinden.
Während der „11. September-Massenfestnahmen“ in der Provinz Zhejiang wurden allein an einem Tag 521 KAG-Christen festgenommen. 159 von ihnen stammten aus der Stadt Hangzhou und 128 aus der Stadt Ningbo. Dort war die Verfolgung am stärksten.
Am 18. Oktober führte die KPCh Massenfestnahmen in zahlreichen Gegenden der Provinz Anhui durch[18]. Innerhalb von zwei Wochen wurden mindestens 200 KAG-Christen festgenommen. Nach unvollständigen Zahlen wurden allein in der Stadt Hefei über 100 Kirchenmitglieder festgenommen. 500 Mitglieder mussten aus ihrem Zuhause fliehen. Es heißt, dass die meisten der Christen, bei dieser Kampagne von den Behörden verhaftet wurden, weil sie an den Allmächtigen Gott glaubten, oder in den vergangenen Jahren Reisepässe beantragt hatten.
Jeweils am 26. Oktober und am 30. November führte die Abteilung für Öffentliche Sicherheit (PSD) der Provinz Qinghai Razzia-Kampagnen gegen die KAG im Regierungsbezirk Haixi und der Stadt Xining durch. Dabei wurden 49 Christen verhaftet und 18 Versammlungsstätten durchsucht. Offiziellen KPCh-Angaben zufolge wurden bei der Kampagne mehr als 1500 Polizeibeamte aus unterschiedlichen Abteilungen eingesetzt. Nach acht Monaten Überwachung wurden mindestens 245 900 RMB (ungefähr 32 000 EUR) an Kirchengeldern beschlagnahmt.
Anfang Dezember setzten die Behörden der Provinz Heilongjiang eine neue umfassende Festnahmewelle gegen KAG-Christen in Gang
[19]. Nach unvollständigen Zahlen wurden allein im Dezember in der Provinz insgesamt 260 Mitglieder festgenommen und 132 inhaftiert.
Unten ist eine Tabelle aufgeführt. Diese enthält die (unvollständigen) Zahlen der KAG-Christen aus 30 Provinzen (Regierungsunmittelbaren Städten und Autonomen Gebieten), die festgenommen, inhaftiert und verurteilt wurden:
Provinz (Regierungsunmittelbare Stadt, Autonomes Gebiet) | Festgenommen | Inhaftiert | Verurteilt |
Shandong | 791 | 466 | 81 |
Heilongjiang | 269 | 140 | 12 |
Jilin | 395 | 182 | 7 |
Liaoning | 850 | 453 | 12 |
Inner Mongolia | 63 | 47 | 7 |
Shanxi | 338 | 208 | 28 |
Hebei | 78 | 29 | 10 |
Tianjin | 88 | 73 | |
Beijing | 25 | 24 | |
Jiangsu | 1984 | 1003 | 60 |
Anhui | 477 | 262 | 38 |
Shanghai | 122 | 107 | |
Jiangxi | 574 | 326 | 23 |
Zhejiang | 878 | 729 | 31 |
Fujian | 207 | 167 | 4 |
Henan | 1020 | 656 | 12 |
Hunan | 89 | 99 | |
Hubei | 312 | 205 | 10 |
Shaanxi | 341 | 144 | 13 |
Gansu | 48 | 32 | |
Qinghai | 49 | 20 | 1 |
Ningxia | 73 | 57 | |
Xinjiang | 248 | 221 | 6 |
Sichuan | 573 | 274 | |
Chongqing | 439 | 303 | |
Yunnan | 377 | 236 | 12 |
Guizhou | 140 | 112 | 1 |
Guangxi | 108 | 66 | |
Guangdong | 129 | 93 | 24 |
Hainan | 26 | 23 | |
Total | 11111 | 6757 | 392 |
2.3 Die KPCh unterzieht die festgenommenen Christen umfassenden Maßnahmen zur „Transformation durch Indoktrination“, um sie zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen
2018 wurden Millionen von Muslimen in Xinjiang von den chinesischen Behörden in Transformation durch Umerziehung-Lagern interniert und dort Zwangsindoktrination unterzogen. Dies führte weltweit zu Besorgnis. Tatsächlich wird Zwangsindoktrination bereits seit vielen Jahren häufig von der chinesischen Regierung gegen KAG-Christen eingesetzt. 2018 erließ die KPCh zahlreiche offizielle Dokumente mit roter Kopfzeile, in denen folgendes deutlich gefordert wurde: Es sollte ein funktionierender Automatismus geschaffen werden, um die „Transformation durch Bildung-Maßnahmen mit punktgenauen Razzien zu verbinden“. Diese „Kombination aus Razzien und Transformation“ sollte gegen die festgenommenen KAG-Christen verwendet werden, indem „durch Transformation die Verhöre und punktgenauen Razzien optimiert werden“.
Die chinesischen Behörden haben in 31 Provinzen, Regierungsunmittelbaren Städten und Autonomen Gebieten Chinas Transformation durch Indoktrination-Zentren eingerichtet. Dazu gehören auch mehrere neu erbaute Villen-Ressorts in den Bergen, Hotels, Gasthäuser, Unterrichtsräume und so weiter. In den Transformation durch Indoktrination-Zentren werden Christen für gewöhnlich rund um die Uhr überwacht. Sie müssen Lehrfilme anschauen, in denen Atheismus, Evolutionstheorie und Nationalismus propagiert werden. Außerdem setzt die KPCh auch Religionsexperten und Psychiater ein, um Christen ideologisch zu transformieren. Dafür zwingen sie die Christen, schriftliche Reue‑, Loslösungs‑ und Garantie-Erklärungen zu verfassen, in denen sie versprechen, ihren Glauben aufzugeben und alle Informationen über ihre Kirche preiszugeben. Die KAG-Christen halten jedoch standhaft an ihrem Glauben fest und verweigern sich einer Transformation durch Indoktrination. Deshalb werden sie ausgesprochen schmerzhaften Verhören und grausamer Folter durch die KPCh-Polizei unterworfen. Sie werden sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt und Opfer außergerichtlicher Tötungen.
Während der „11. September-Massenfestnahmen“ in der Provinz Zhejiang wurden zahlreiche Christen von den chinesischen Behörden festgenommen und Zwangsindoktrination unterzogen. Es heißt, dass das Kaiya-Hotel und das Letian-Hotel in der Stadt Jinhua, das Tianmao-Hotel in der Stadt Taizhou und das Wuzhou-Hotel in der Stadt Rui’an allesamt von der KPCh als Zentren zur Zwangsindoktrination genutzt worden seien, um Christen zu transformieren. Am 27. September wurde die KAG-Christin Liu Lanying im Wuzhou-Hotel in der Stadt Rui’an heimlich von der Polizei verhört und einer Transformation durch Zwangsindoktrination unterzogen. Sie starb während dieses Prozesses, also aufgrund ihrer Verfolgung, weil sie ihren Glauben nicht aufgeben wollte.
Während der „27. Juli-Massenfestnahmen“ in der Stadt Linfen (Provinz Shanxi) wurden mindestens 70 KAG-Christen im Alter von 17 bis fast 70 Jahren in Gewahrsam genommen. Sie mussten sich im Ökologiepark Shennong in der Stadt Changzhi einer „gewaltsamen Indoktrination“ unterziehen. Viele Christen wurden in verschiedenem Maße grausam gefoltert, weil sie sich einer Transformation verweigerten. Zum Beispiel wurden ihnen Elektroschocks versetzt, sie wurden geschlagen, mit Tränengas besprüht oder in kaltes Wasser getaucht, mussten Tag und Nacht auf einem Bein stehen, wurden mit Stöcken geschlagen, mussten in Hockstellung verharren und wurden in ihrer Würde beleidigt. 28 Christen wurden vorläufig freigelassen, doch die Regierung überwacht sie weiterhin und verlangt, dass sie rund um die Uhr über Mobiltelefon erreichbar sind. Außerdem müssen sie sich regelmäßig bei der zuständigen Stelle für Öffentliche Sicherheit melden. Die Regierung zwingt sie auch dazu, der WeChat-Gruppe für offizielle Überwachung beizutreten: Sie müssen jeden Tag ins Internet und über ihre Gedanken und ihren aktuellen Aufenthaltsort berichten.
2.4 2018 nahm die Verfolgung derartige Ausmaße an, dass mindestens 20 Christen dabei ums Leben kamen
2018 verstärkten die chinesischen Behörden die Verfolgung der KAG. Nach unvollständigen Zahlen starben allein 2018 mindestens 20 KAG-Christen aufgrund der Verfolgung durch die chinesische Regierung. Das Recht auf Leben war ihnen auf unterschiedliche Art genommen worden: Manche starben aufgrund von Folter durch die KPCh-Polizei. Andere starben aufgrund schwerer Krankheiten, nachdem ihnen im Gefängnis absichtlich benötigte Medikamente vorenthalten wurden. Wieder andere begingen nach Jahren der Überwachung, Schikane und Verfolgung durch die KPCh-Polizei aus Verzweiflung Selbstmord. Im Folgenden eine kurze Übersicht über die 20 Christen, die 2018 aufgrund von Verfolgung starben:
Nr. | Name | Geschlecht | Alter | Geburtsort | Tag der Festnahme | Todestag | Todesursache |
1 | Liu Xin | Weiblich | 55 | Chongqing | 26/04/2018 | 30/08/2018 | Folter während des Verhörs; ihr Schädel wurde zertrümmert. Sie starb nach erfolgloser Notbehandlung. |
2 | Liu Lanying | Weiblich | 52 | Zhejiang | 11/09/2018 | 27/09/2018 | Starb während eines Zwangsindoktrinationskurses der KPCh. An ihrem Hals befand sich ein tiefer, langer Abdruck. Sie hatte blaue Flecken an Schultern, Brust, Rücken und Beinen. |
3 | Miao Zenghua | Weiblich | 50 | Jilin | 13/09/2018 | 14/09/2018 | Starb im Verhör. Ihr Körper wies offensichtliche Verletzungen auf. |
4 | Luo Ruizhen | Weiblich | 56 | Hubei | 19/09/2018 | 13/10/2018 | Starb während Zwangsindoktrination. Sie wies offensichtliche Verletzungen an Stirn und Hals auf. |
5 | Xu Sailian | Weiblich | 63 | Jiangxi | 12/10/2016 | 18/10/2018 | Die brutale Polizeifolter führte bei ihr zu schweren Herzproblemen. Sie starb nachdem eine nachfolgende medizinische Behandlung erfolglos verlief. |
6 | Zheng Kunchang | Männlich | 35 | Guangdong | 22/08/2014 | 20/04/2018 | Wurde im Gefängnis krank. Die KPCh verzögerte mit Absicht seine Behandlung. Sein Zustand wurde schlechter und er starb. |
7 | Xiao Songxiang | Weiblich | 55 | Henan | 19/12/2018 | 20/12/2018 | Starb aufgrund von Folter während eines Verhörs durch die KPCh-Polizei. |
8 | Lu Yongfeng | Weiblich | 70 | Liaoning | 27/06/2018 | 02/07/2018 | Starb in Gewahrsam. Todesursache unbekannt. |
9 | Xie Xin | Weiblich | 52 | Guizhou | 03/2018 | 01/04/2018 | Starb beim Verhör der KPCh-Polizei. Todesursache unbekannt. |
10 | Zhang Guohua | Männlich | 59 | Jiangxi | 12/12/2012 | 21/02/2018 | Erlitt während schwerer Zwangsarbeit im Gefängnis einen Schlaganfall. Seine linke Körperhälfte blieb gelähmt, er konnte nicht mehr für sich selbst sorgen. Nach seiner Entlassung starb er an hohem Blutdruck. |
11 | Wang Yufu | Weiblich | 64 | Liaoning | 27/06/2018 | 14/09/2018 | Im Verhör drohte die Polizei, sie zu töten; sie sagten, bei der nächsten Verhaftung komme sie ins Gefängnis. Das führte bei ihr zu Angstzuständen und Panik. Sie erlitt einen Herzschlag und starb. |
12 | Wang Hongli | Weiblich | 47 | Shanxi | 04/08/2013 | 02/08/2018 | Sie wurde von der KPCh-Polizei ständig überwacht und schikaniert. Außerdem wurden ihr drohende und einschüchternde Textnachrichten zugesandt. Aufgrund des extremen psychologischen Drucks beging sie Selbstmord. |
13 | Feng Kaiju | Männlich | 75 | Anhui | 12/12/2012 | 10/02/2018 | In Gewahrsam bekam er aufgrund der Misshandlung und Folter durch die Polizei Emphyseme und Asthma. Nach seiner Entlassung stand er weiterhin unter ständiger Polizeiüberwachung und wurde schikaniert. Die Qual des unglaublichen psychologischen Drucks sowie seine Gesundheitsprobleme führten schließlich dazu, dass er sich erhängte. |
14 | Li Jie | Männlich | 58 | Anhui | 2012 | 06/07/2018 | Nach seiner Entlassung stand er unter ständiger Überwachung durch die KPCh-Polizei und wurde von ihr schikaniert, sodass er aus der Gegend fliehen musste. Durch die KPCh-Behörden gezwungen, begann seine Familie ebenfalls Druck auf ihn auszuüben. Das führte dazu, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Er sprang in einen Fluss und ertrank. |
15 | Zhang Qiang | Männlich | 47 | Jiangsu | 21/10/2018 | 28/10/2018 | Er wurde von der Polizei festgenommen, als diese das Kirchengeld beschlagnahmen wollte. Nach seiner Freilassung stand er unter ständiger Überwachung, weshalb er sich erhängte. |
16 | Lin Cuizhen | Weiblich | 60 | Jiangsu | 05/12/2018 | 07/12/2018 | Nach ihrer Festnahme verwendete die Polizei die Arbeits- und Zukunftschancen ihrer Enkelkinder als Druckmittel, um von ihr Informationen über die Kirche zu erzwingen. Sie konnte diesem Druck nicht standhalten und beging Selbstmord. |
17 | Fan Ying | Weiblich | 54 | Liaoning | 21/12/2018 | 24/12/2018 | Weil sie die Folter und Einschüchterungsversuche der KPCh-Polizei während des Verhörs nicht ertragen konnte, und von ihrer falsch informierten Familie unter Druck gesetzt wurde, beging sie Selbstmord. |
18 | Li Li | Weiblich | 67 | Chongqing | 01/06/2018 | 25/06/2018 | Sie wurde von der Polizei festgenommen, eingeschüchtert, schikaniert und einer Transformation durch Indoktrination unterworfen. So versuchte die Polizei, von ihr Informationen über andere Christen zu erzwingen. Sie wurde in die Ecke gedrängt und beging Selbstmord. |
19 | Shi Guangyun | Männlich | 78 | Anhui | 07/2013 | 05/02/2018 | Aufgrund der Festnahme und langzeitigen Überwachung durch die Polizei flammte seine koronare Herzerkrankung wieder auf, was zu seinem Tod führte. |
20 | Zhang Suzhen | Weiblich | 51 | Zhejiang | 09/12/2012 | 19/10/2018 | Langzeitige Verfolgung, Drohungen und Einschüchterungsversuche durch die Polizei führten dazu, dass sie in ständiger Angst lebte. Sie starb an plötzlich aufgetretenen Diabetes-Komplikationen, die nicht behandelt wurden. |
2.5 Die KPCh sammelt Informationen über die Situation der KAG-Christen im Ausland und veranstaltet Pseudo-Demonstrationen, um den Ruf der KAG-Gemeinden im Ausland zu schädigen
Die chinesische Regierung wendet unterschiedliche Methoden an, um ins Ausland geflohene KAG-Christen zu verfolgen. Zum einen übt sie mit wirtschaftlichen und diplomatischen Mitteln Druck auf die Regierungen demokratischer Länder aus. Zum anderen verbreitete sie eine Unzahl an Gerüchten und Lügen, um die Regierungen ausländischer Demokratien hinters Licht zu führen. Damit will China alle Regierungen dazu bringen, Anträge von Christen auf politisches Asyl abzulehnen. Die chinesische Regierung schüchtert auch Familien von Christen ein, damit diese ins Ausland reisen und dort „ihre Verwandten suchen“. Außerdem beeinflusst sie die öffentliche Meinung negativ, damit Christen nach China rückgeführt werden. Dahinter steht die üble Absicht, „die ausländischen Gemeinden der Kirche des Allmächtigen Gottes zu kontrollieren und zu schwächen.[20]“ Am 30. August 2018 kamen elf Familienangehörige von KAG-Christen aus den Provinzen Hebei, Hunan, Henan und Jilin auf der Insel Jeju in Südkorea an. Fünf Tage später geschah Folgendes: Die KPCh-freundliche Koreanerin O Myung-ok ließ diese Familienangehörigen an Demonstrationen vor der Einwanderungsbehörde von Jeju, dem KAG-Gelände in Onsu sowie dem Blauen Haus teilnehmen. Damit versuchte sie, Fake News und Gerüchte in Korea zu verbreiten, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen, die KAG in Misskredit zu bringen, und Christen davon abzuhalten, Asyl zu beantragen. Es heißt, dass diese Familienangehörigen aufgrund von Einschüchterungen durch die KPCh nach Südkorea gereist seien und ihre Familienmitglieder erst nach Abschluss der fünftägigen Demonstrationen hätten sehen dürfen. Unter den Familienangehörigen, die nach Korea gereist waren, um ihre „Verwandten zu suchen“, befanden sich auch die Familienangehörigen eines Mannes namens Chen. Diese teilten Chen mit, dass die Reise von Vertretern der chinesischen Regierung geplant worden sei. Wenn er nicht mit ihnen zurück nach China käme, wäre die ganze Familie in Schwierigkeiten, und die Konsequenzen unerträglich[21]. Eine andere Christin mit Nachnamen Kim, die „von ihren Verwandten gesucht wurde“, erzählte Folgendes: Während ihrer Zeit in Korea hatte sie oft Kontakt mit ihrer Mutter in China. Ihre Mutter wusste, dass es ihr gut ging. Dennoch war ihre Mutter nach Korea gekommen und hatte an den Demonstrationen teilgenommen, welche die Wahrheit verdrehten und die KAG in Misskredit brachten. Dies zeigt, dass sie von der KPCh manipuliert worden war
[22]. Darüber hinaus haben die chinesischen Behörden alles Mögliche getan, um Informationen über KAG-Christen im Ausland zu erhalten: Sie haben Christen bei ihrer Rückreise nach China festgenommen, um sie auszuhorchen und Informationen über die ausländischen KAG-Gemeinden zu bekommen. Zwischen Mai und September 2018 wurden fünf KAG-Christen festgenommen, die aus dem Ausland nach China zurückkehrten. Ihr Verbleib ist bis heute nicht bekannt. Manche Christen wurden sogar gezwungen, zu KAG-Gemeinden im Ausland zurückzukehren, um als verdeckte Ermittler zu dienen. Am 2. September wurde die Christin Liu Hui von der KPCh-Polizei am Flughafen verhaftet. Sie war kurz aus Korea nach China zurückgekehrt und befand sich gerade auf dem Rückweg nach Korea. Die Polizei brachte sie in eine geheime, unterirdische Verhör-Einrichtung. Dort wurde sie einer Transformation durch Zwangsindoktrination unterzogen. Sie zwangen sie dazu, ihnen Informationen über die Situation der KAG in Korea zu geben. Danach wurde sie gezwungen, als verdeckte Ermittlerin zu ihrer Kirche in Korea zurückzukehren. Dort sollte sie Informationen über die Kirche sammeln.
Die chinesischen Behörden spionieren auch ausländische Staatsbürger aus, um Informationen über KAG-Christen zu erhalten. Dafür nutzen sie aus China exportierte Elektronikprodukte. Ein junger indischer Christ namens Arnav (Name von der Redaktion geändert) recherchierte über die KAG. Im September 2018 wurde er auf vier verschiedenen WhatsApp-Konten von einem Mann belästigt, der behauptete, er sei von Chinas staatlicher Behörde für Cybersicherheit. Grund dafür war, dass Arnav per WhatsApp Kontakt mit einer KAG-Christin in Hongkong aufgenommen und die KAG-App heruntergeladen hatte. Der Mann bot Arnav 2500 USD an, damit dieser ihm den Namen und die Adresse der KAG-Christin in Hongkong preisgäbe, doch Arnav weigerte sich. Der gleiche Mann drohte, dass in Zukunft alle KAG-Christen in Hongkong, Macau und Taiwan verhaftet würden.[23]
3. Schwere Verfolgung der KAG weckt die Besorgnis der internationalen Gemeinschaft; exilierte KAG-Christen erhalten im Ausland Asyl
Da die KAG durch die KPCh grausam unterdrückt und verfolgt wird, müssen immer mehr KAG-Christen ins Ausland fliehen. Manche Länder beginnen die Verfolgung der KAG-Christen zu erfassen und anzuerkennen und gewähren ihnen Asyl. In Kanada und Neuseeland beträgt der Prozentsatz der genehmigten Asylanträge von KAG-Mitgliedern 90 bzw. 100 Prozent.
Die KAG-Angehörige Zhou Demei war vor der Verfolgung durch die KPCh in die USA geflüchtet. Am 26. November 2018 entschied das Board of Immigration Appeals (BIA) zu ihren Gunsten: Ihr Asylantrag wurde nach nochmaliger Prüfung anerkannt.
Die KAG-Verfolgung hat beständig zugenommen, und wird von immer mehr NGOs, Menschenrechtsorganisationen und Journalisten aus Ländern wie den USA, Italien, Frankreich, Spanien und Südkorea mit Besorgnis beobachtet.
Im März bzw. im September fand jeweils die 37. und 39. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf statt. Thierry Valle, der Vorsitzende der Coordination des associations et des particuliers pour la liberté de conscience (CAP LC) sprach dort über den Leidensweg der KAG. Er wies darauf hin, dass die Gerüchte, welche die chinesische Regierung über die KAG verbreitet, bereits von zahlreichen wissenschaftlichen Studien[24] bekannter Akademiker als haltlose Anschuldigungen zur Diskreditierung der KAG entlarvt wurden. Er forderte die chinesische Regierung auf, die Verfolgung der KAG sowie die internationale Fake News-Kampagne gegen die KAG zu beenden. Außerdem rief er alle UN-Mitgliedsstaaten dazu auf, den KAG-Christen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, politisches Asyl zu gewähren.
Im Juli 2018 veranstaltete das US-Außenministerium eine Ministerkonferenz zur Förderung der Religionsfreiheit. In diesem Rahmen fand bei der Eröffnung am 23. Juli eine Nebenveranstaltung zu China statt. Zu diesem Anlass berichtete die KAG-Christin Jiang Guimei über ihre Erfahrungen aus dem Jahr 2008. Damals war sie von der KPCh-Polizei festgenommen worden, und man hatte sie einer Umerziehung durch Arbeit und grausame Folter unterworfen. Die Folter bestand unter anderem aus Elektroschocks, der Foltermethode „Flugzeug fliegen“ (dabei müssen die Knie halb gebeugt und die Arme ausgestreckt sein), dem Aufhängen an Handschellen und das gewaltsame Einflößen von Senföl. Dieser Bericht weckte bei den Teilnehmern der Konferenz das Bewusstsein für und die Besorgnis über die reale Verfolgung der KAG-Christen.
Am 13. September 2018 fand in Warschau das Human Dimension Implementation Meeting (HDIM) der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa statt (OSZE). Zu diesem Anlass sprachen Professor Massimo Introvigne, der Gründer und Geschäftsführer des Zentrums für Studien über Neue Religionen (CESNUR) sowie der Leiter von Human Rights Without Frontiers (HRWF), Willy Fautré, und die Geschäftsführerin des International Observatory of Religious Liberty of Refugees (ORLIR), Rosita Šorytė. Sie alle setzten sich auf der Konferenz für die KAG ein und riefen dazu auf, die Diskriminierung der KAG im OSZE-Gebiet zu beenden: KAG-Christen müsse angemessener Schutz gewährt werden. Professor Massimo Introvigne erklärte auf der Konferenz: „Die Kirche des Allmächtigen Gottes [ist] eine neue christliche Religionsbewegung in China und steht seit 1995 auf der xie jiao-Liste. Sie wird seit 1995 oder länger verfolgt und mehr als 300 000 Mitglieder der Kirche sind in China festgenommen und interniert worden.“
2018 fand das Universelle Periodische Überprüfungsverfahren (UPR) der UN gegen China statt. Mehrere NGOs, darunter die Coordination of the Associations and Individuals for Freedom of Conscience (CAP LC), die European Federation for Freedom of Belief (FOB), das Zentrum für Studien über Neue Religionen (CESNUR), das European Interreligious Forum for Religious Freedom (EIFRF), das italienische Zentrum für Studien über Religionsfreiheit, Glaube und Gewissen (LIREC) und SOTERIA International legten sechs Berichte zur Beurteilung der Menschenrechtslage in China vor. In all diesen Berichten wird die Verfolgung der KAG erwähnt. Einer der Berichte wurde gemeinsam von mehreren Organisationen unterzeichnet, unter anderem von CAP LC, einer NGO, die beim UN-Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) akkreditiert ist. Alle Berichte wurden auf der UN-Website veröffentlicht. Im November veröffentlichte die UN eine Zusammenfassung der von den NGOs vorgelegten Berichte über China. Darin wird erwähnt, dass „während der Jahre 2014 -2018 mindestens 500 000 Angehörige der Kirche des Allmächtigen Gottes aufgrund von Überwachung, Festnahme und Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas aus ihrer Heimat flohen und mehrere Hunderttausend Familien auseinandergerissen wurden.“
Am 28. Januar 2019 nahm der Lantos-Ausschuss im US-Kongress die KAG-Christin Mo Xiufeng als Gewissensgefangene auf
[25]. Mo Xiufeng, wurde 1988 in der Stadt Nanning (Provinz Guangxi) geboren. Am 2. Juli 2017 wurde sie wegen ihres Glaubens an den Allmächtigen Gott von der KPCh-Polizei festgenommen und 2018 zu neun Jahren Gefängnis verurteilt.
4. Fazit
Der Hauptgrund dafür, dass die KPCh den religiösen Glauben so fieberhaft unterdrückt und verfolgt, ist der folgende: Die KPCh glaubt an den marxistisch-leninistischen Atheismus und unterdrückt und verfolgt daher krampfhaft und grausam den religiösen Glauben sowie Gottes Erscheinung und Werk. Der Gründer der Kommunistischen Partei, Karl Marx, schreibt in seinem Kommunistischen Manifest ganz offen: „Der Kommunismus schafft die ewigen Wahrheiten ab, er schafft die Religion ab, die Moral […]“ Die chinesische Regierung gibt Dokumente heraus, in denen sie ebenfalls öffentlich erklärt: „Die Religion ist Opium. Sie betäubt das Volk […] Wir müssen standhaft gegen die Religion kämpfen. Wir müssen das Volk von den Fesseln der Religion befreien und eine allmähliche Schwächung der Religion vorantreiben – solange bis sie vollständig ausgelöscht ist.“[26] Diese Aussage ist die Grundlage für die grausame Unterdrückung und Verfolgung des religiösen Glaubens durch die KPCh. Seit der Gründung der KAG im Jahr 1991 hasst die KPCh Christus, der die Wahrheit zum Ausdruck bringt, sowie diejenigen, die Ihm folgen, abgrundtief. Die KPCh hat nicht nur die KAG krampfhaft unterdrückt und verfolgt, sondern auch zahlreiche Gerüchte verbreitet, um die Kirche in der Öffentlichen Meinung zu diskreditieren und diffamieren. Sie führt eine terroristische Auslöschungspolitik gegen KAG-Christen durch, nach dem Motto: „Zu Tode geprügelt werden, bedeutet ohne Grund zu sterben. Es ist Selbstmord.“ oder „physische Auslöschung und spiritueller Kollaps“. Dabei verletzen sie die grundlegenden Menschenrechte der Christen schwer und verweigern ihnen Rechte, wie das Recht auf Glaubensfreiheit oder das Recht auf Leben. Auch 2019 wird die Verfolgung weiterhin immer stärker. Die Lebensbedingungen von Millionen von KAG-Christen in China werden immer prekärer. Selbst KAG-Christen, die ins Ausland geflohen sind, werden von der KPCh abgehört und verfolgt. Sie leben in ständiger Gefahr, gewaltsam nach China rückgeführt zu werden. Angesichts der wahnsinnigen Unterdrückung und Verfolgung durch die KPCh hat die KAG keine andere Wahl, als die Wahrheit über die Verfolgung bekannt zu machen und die zahlreichen Informationen über das Leid, das diese Verfolgung mit sich bringt, zu verbreiten. Dies geschieht in der Hoffnung, dass die internationale Gemeinschaft und internationale Menschenrechtsorganisationen die KAG unterstützen.
Anhang: 19 Ausgewählte Beispielfälle aus dem Jahr 2018
1) KAG-Christen werden Opfer außergerichtlicher Tötungen durch die KPCh
1. Die am 16. Oktober 1948 geborene Lu Yongfeng[27] lebte in der Stadt Chaoyang (Provinz Liaoning). Sie trat der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) 1999 bei und starb im Juli 2018 in Folge der von den Behörden der Provinz Liaoning durchgeführten „Operation Donner“. Die Kriminalpolizei-Brigade der in der Provinz Liaoning gelegenen Stadt Beipiao (Kreisstadt im Zuständigkeitsbereich der Stadt Chaoyang) hatte Lu Yongfeng und ihren Ehemann Zou Jixue über Satellitenortung ausfindig gemacht. Am 27. Juni 2018 um drei Uhr morgens kamen mehr als zehn Beamte der Brigade und nahmen die beiden fest. Dann brachten sie Lu gewaltsam in das Büro für Öffentliche Sicherheit von Chaoyang, wo sie sie in Haft nahmen und verhörten. Am Morgen des 2. Juli brachten Polizeibeamte Zou zur Intensivstation des Volkskrankenhauses Nr. 2 von Beipiao. Dort fand er seine Frau, die bereits nicht mehr atmete – die Ärzte täuschten jedoch eine Notbehandlung vor. Am Nachmittag des 4. Juli wurde Zou ohnmächtig. Zwei Beamte ergriffen die Gelegenheit, nahmen seine Hand und setzten seinen Namen und seinen Fingerabdruck unter ein unbenanntes Dokument. Ihre Tochter, Zou Demei, war als KAG-Leiterin für vier Gebiete (die Provinzen Sichuan, Yunnan und Guizhou sowie die regierungsunmittelbare Stadt Chongqing) zuständig gewesen. Die Kommunistische Partei hatte sie jedoch als gesuchte Verbrecherin eingestuft, weshalb sie in die USA floh. Mehrere bekannte NGOs haben auf ihren Leidensweg aufmerksam gemacht.[28]
2. Die aus dem Stadtbezirk Hechuan (regierungsunmittelbare Stadt Chongqing) stammende Liu Xin (Name geändert) trat 2007 der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am Morgen des 26. April 2018 machte Liu Xin gerade einen Schaufensterbummel mit ihrer Enkeltochter, als sie von drei oder vier Polizeibeamten in Zivil festgenommen wurde. Diese legten ihr Handschellen an und brachten sie zurück zu ihrer Wohnung. Dort nahmen sie eine Durchsuchung vor und beschlagnahmten zahlreiche Kirchentexte und CDs. Daraufhin wurde Liu zu einer geheimen Verhörstelle gebracht, wo sie 25 Tage lang brutal gefoltert wurde. Am 21. Mai wurde sie ins Volkskrankenhaus des Stadtbezirks Hechuan in Chongqing eingeliefert. Dort sollte sie wegen der schweren Folterverletzungen notbehandelt werden. Der Arzt diagnostizierte einen zertrümmerten Schädel. Es gab keine Möglichkeit, die Knochenfragmente zu entfernen. Ihre Gedärme waren verschlungen. Sie stand an der Schwelle des Todes. Sie blieb drei Monate auf der Intensivstation, doch letztendlich war die Behandlung erfolglos. Sie starb am 30. August 2018 im Alter von 55 Jahren.[29]
3. Die 1968 geborene Miao Zenghua (alias Jiang Lihua)[30], stammte aus der Stadt Dunhua in der Provinz Jilin. 2007 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Vor ihrem Tod gehörte Miao Zenghua zur mittleren Führungsebene der Kirche. Als die KPCh-Beamten davon erfuhren, stuften sie Miao als wichtige Zielperson zur Festnahme ein. Am Abend des 13. September wurde Miao in ihrer Wohnung von Beamten des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) der Stadt Dunhua verhaftet. Sie erlitt vor Ort einen Herzanfall und wurde zur Notbehandlung ins Krankenhaus gebracht. Nachdem sie ihr Bewusstsein wiedererlangt hatte, brachte die Polizei sie zum lokalen PSB. Dort wurde sie gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen – obwohl die Ärzte noch nicht erklärt hatten, dass sie sich außer Lebensgefahr befand. Am Abend des 14. September wurden ihre Angehörigen vom PSB benachrichtigt und eilten ins Krankenhaus. Dort fanden sie Miao vor, die nicht mehr atmete und an Armen und Beinen von enormen Blutergüssen übersät war. Das waren eindeutige Hinweise auf grausame Folter. Laut Arztbericht waren Atem- und Herzstillstand bereits eingetreten, bevor die Rettungskräfte das PSB am Nachmittag des 14. September erreichten.
4. Die 56-jährige Luo Ruizhen (Name geändert) aus der Stadt Wuhan (Provinz Hubei) trat 2003 der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am 19. September 2018 wurde sie bei einem Gottesdienst in einer Versammlungsstätte von mehr als zehn Polizeibeamten festgenommen. Später wurde sie in ein Transformation durch Bildung-Zentrum im Stadtbezirk Caidian (Wuhan) gebracht und Zwangsindoktrination unterzogen. Sie unterstand rund um die Uhr der Überwachung von zwei Sicherheitsbeamten. Am Nachmittag des 13. Oktober meldete sich ein Mitglied des Dorfkomitees telefonisch bei ihrem Ehemann. Diesem wurde mitgeteilt, dass Luo am 13. Oktober um zwei Uhr morgens Selbstmord begangen habe. Luos Familienangehörige gingen zur lokalen Polizeidienststelle und verlangten Auskunft über die Todesursache. Die Beamten erklärten, Luo habe sich erhängt, was die Familie jedoch bezweifelte. Am Morgen des 19. Oktober begaben sich Luos Familienangehörige ins Krematorium. Die Polizei gestattete nur ihrer älteren Schwester und ihrer Schwiegertochter einen letzten Blick auf Luo. Ihre Schwester entdeckte offensichtliche Verletzungen an Luos rechter Stirnseite. Außerdem verlief ein langer, dünner Abdruck um ihren Hals. Dennoch glaubte sie nicht an den Selbstmord ihrer Schwester. Sie versuchte Luos Mund zu öffnen, woraufhin zwei Beamte sie grob hinausscheuchten. Die Polizei leitete daraufhin umgehend Luos Verbrennung in die Wege.[31]
5. Die 1966 geborene Liu Lanying (Name geändert) stammte aus der Stadt Linhai (Taizhou, Provinz Zhejiang). 2003 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) bei. Vor ihrer Festnahme hatte sie in der Stadt Rui'an (Provinz Zhehjiang) gelebt. Am 11. September 2018 wurde Liu während eines Gottesdienstes festgenommen. Dann brachte man sie für geheime Verhöre in das Wuzhou-Hotel, wo sie auch einer Transformation durch Zwangsindoktrination unterzogen wurde. Am 26. September brachte die Polizei ihre Familienangehörigen durch Einschüchterungen dazu, sich zum Hotel zu begeben. Sie sollten versuchen, Liu zum Unterschreiben eines Dokumentes zu überreden, in dem diese ihrem Glauben abschwor. Doch Liu weigerte sich entschieden. Am Morgen des 27. September erhielt Liu Lanyings Familie einen unerwarteten Anruf von der Polizei. Die Beamten behaupteten, Liu habe sich im Hotel erhängt. Als die Familienangehörigen am Nachmittag Lius Leichnam sahen, entdeckten sie an ihrem Hals einen sehr tiefen, langen Abdruck sowie Blutergüsse an Schultern, Brust, Rücken und Beinen. Sie vermuteten, dass Liu von der Polizei zu Tode gefoltert worden war. Als sie ins Hotel zurückkehrten, um die Überwachungsvideos anzuschauen, stellten sie fest, dass dieses Hotel für Kurse zur Zwangsindoktrination von KAG-Christen und Falun Gong-Praktizierenden genutzt wurde. Die Qualität der Überwachungsvideos war so schlecht, dass sie nicht als Beweismaterial für die von Liu Lanyang erlittene Folter brauchbar waren.
6. Der am 19. September 1983 geborene Zheng Kunchang stammte aus der Stadt Lufeng in der Provinz Guangdong. 2008 trat er der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am 22. August 2014 wurde er während eines Gottesdienstes in der Großgemeinde Nantang (Stadt Lufeng) festgenommen. Im Mai 2015 verurteilte das Volksgericht von Lufeng ihn zu drei Jahren Gefängnis mit der Begründung er habe eine „xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung genutzt“. Danach wurde er ins Sihui-Gefängnis von Guangdong gebracht, um dort seine Strafe abzusitzen. Im März 2017 begann Zheng einer schweren anorektalen Krankheit zu unterliegen. Sein Zustand wurde jedoch von den Verantwortlichen im Gefängnis ignoriert. Erst als sich sein Zustand im April verschlechterte, organisierten sie ohne Einwilligung seiner Familie eine heimliche Operation. Nach der Operation befand er sich in kritischem Zustand und erlangte das Bewusstsein nicht wieder. Die Gefängnisleitung verweigerte eine Strafunterbrechung aus medizinischen Gründen, da es sich bei „Zheng Kunchang um ein Mitglied der Kirche des Allmächtigen Gottes und damit um einen Sondergefangenen“ handele. Dies zog sich bis zum 8. Mai 2017 hin. An diesem Tag wurde bei ihm Dickdarmkrebs in fortgeschrittenem Stadium festgestellt und er wurde auf Kaution entlassen. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich in einem erbärmlichen Zustand und war nur noch Haut und Knochen. Er konnte nicht sprechen. Seine Beine waren verkümmert und er konnte nicht mehr gehen. Später diagnostizierte ein Arzt Krebs im Sigmadarm mit Metastasen im Unterleib, kompletten Darmverschluss sowie Störungen im Wasser-Elektrolyte- und Säure-Base-Haushalt. Der optimale Zeitpunkt für eine Behandlung war bereits verstrichen. Am 20. April 2018 starb Zheng Kunchang aufgrund seiner schweren, unheilbaren Krankheit. Er war erst 35 Jahre alt.
7. Die am 13. April 1966 geborene Xie Xin (Name geändert) stammte aus der Stadt Guiyang in der Provinz Guizhou. 2005 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Im März 2018 wurde sie von Polizeibeamten des Guiyanger Stadtbezirks Huaxi wegen ihres Glaubens an den Allmächtigen Gott verhaftet. Am Abend des 1. April informierte die Polizei ihre Familie über Xie Xis Tod. Am nächsten Tag eilte Xies Familie zur Zweigstelle des Büros für Öffentliche Sicherheit von Guiyang im Wirtschafts- und Technologie-Gebiet, wo sie von der Polizei eine Erklärung verlangte. Der Polizeihauptmann der Brigade für strafrechtliche Untersuchung, Wu, erklärte, Xie Xin habe sich in der Dusche erhängt, was die Familie sehr misstrauisch machte. Dass die Polizei der Internierten gestattet hatte, unbeaufsichtigt zu duschen, war eher unwahrscheinlich. Die Polizei wich den Fragen der Angehörigen aus und begann stattdessen ihnen zu drohen und sie einzuschüchtern: Sollten sie den Fall weiterverfolgen, sei mit Konsequenzen zu rechnen; den berufstätigen unter ihnen würde gekündigt. Aus Angst vor Vergeltung und Verfolgung seitens der KPCh musste die Familienangehörigen ihre Wut verdrängen. Sie wagten es nicht, die Sache weiterzuverfolgen. Besonders empörte sie die Vorenthaltung seitens der Polizei, Xie Xins Leichnam sehen zu dürfen. Das einzige, was die Familie davontrug, war die Asche der Verstorbenen nach deren Verbrennung.[32]
2) Die KPCh greift KAG-Christen willkürlich auf und nimmt sie in Haft
8. Die am 31. August 1976 geborene Bao Shuguang, stammt aus der Stadt Haiyang in der Provinz Shandong. Am 1. Juni 2017 wurde sie von Polizeibeamten der Shizonger Zweigstelle des Büros für Öffentliche Sicherheit von Zaozhuang in Shandong festgenommen. Damals gehörte sie zur obersten Führungsebene der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) in der Provinz Shandong. Am 23. Juni 2017 kam Bao Shuguang in Kriminalhaft. Am 22. Oktober 2018 verurteilte das Volksgericht des Stadtbezirks Shizhong in der Stadt Zaozhuang sie zu 13 Jahren Gefängnisstrafe wegen „Organisation und Nutzung einer xie jiao-Organization zur Untergrabung der Strafverfolgung“. Ihr wurden für vier Jahre ihre politischen Rechte entzogen und sie wurde mit einer Geldstrafe von 130 000 RMB (ungefähr 17 000 EUR) belegt. Zusammen mit Bao wurden auch Jiang Xingmei, Bai Lanxiang und Chen Hong festgenommen, die ebenfalls zur oberen Führungsebene der KAG gehörten. Sie wurden alle zu zwölf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 120 000 RMB (ungefähr 15 000 EUR) verurteilt. Gu Liya, ebenfalls aus der oberen Führungsebene der KAG, erhielt eine Gefängnisstrafe von elf Jahren und eine Geldstrafe von 110 000 RMB (ungefähr 14 000 EUR). Allen Angeklagten wurden ihre politischen Rechte für drei Jahre entzogen.[33]
9. Der am 1. Januar 1965 in der Stadt Heze (Provinz Shandong) geborene Liu Junhua trat 2004 der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am 24. Oktober 2017 arbeitete er zusammen mit zwei Mitgläubigen im Haus eines Christen im Hezener Stadtbezirk Muda an Manuskripten. Dort wurde er von Beamten der Staatssicherheitsbrigade der Mudaner Zweigstelle des Büros für Öffentliche Sicherheit von Heze verhaftet und interniert. Am 8. August 2018 verurteilte der Volksgerichtshof des Stadtbezirks Mudan Liu zu zehn Jahren Gefängnis wegen „Nutzung einer xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung“ und belegte ihn mit einer Geldstrafe von 50 000 RMB (ungefähr 6500 EUR). Die beiden anderen Christen, die zusammen mit ihm festgenommen worden waren, wurden aus dem gleichen Grund zu jeweils zehn Jahren Gefängnis verurteilt und mit einer Geldstrafe in gleicher Höhe belegt. Liu und die anderen beiden Christen legten Berufung gegen ihre Urteile ein, diese wurde jedoch von dem Mittleren Volksgericht von Shandong in der Stadt Heze abgewiesen. Das ursprüngliche Urteil wurde aufrechterhalten.
10. Die am 16. April 1988 geborene Mo Xiufeng stammt aus der Stadt Nanning in der Provinz Guangxi. Sie lebt im Kreis Qingtian (Stadt Lishui, Provinz Zhejiang). 2012 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am Nachmittag des 2. Juli 2017 stürmten sechs oder sieben Polizeibeamte in Zivil, die zur Staatssicherheitsbrigade des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) von Lishui gehörten, Mos Zuhause. Sie nahmen Mo und ihren Ehemann fest und brachten sie zum Verhör zur Polizeidienststelle von Wangxiang. Diese gehört zur Zweigstelle des Lishuier PSB im Stadtteil Liandu. Am Morgen des 3. Juli brachte die Polizei Mo Xiufeng ins Dongxiyan-Hotel im Dorf Shaxi (Großgemeinde Laozhu, Stadt Lishui). Dort wurde sie Zwangsindoktrination unterzogen, um sie dazu zu bringen, ihrem Glauben abzuschwören. Außerdem sollte sie Informationen über andere Christen und den Aufbewahrungsort der Kirchengelder preisgeben. Als Mo jegliche Auskunft verweigerte, wurde sie brutal von der Polizei gefoltert. Ihr wurde mehrere aufeinanderfolgende Tage der Schlaf entzogen – sobald sie einnickte, musste sie sich auf einen Hocker stellen, sodass sie es nicht wagte, die Augen zu schließen. Mit diesen grausamen Methoden beabsichtigte man ihren Willen zu brechen. 18 Tage lang unterzogen sie Mo Zwangsindoktrination, doch letztlich bleiben ihre Bestrebungen erfolglos.
Am 21. Juli nahm die Zweigstelle des PSB von Lishui im Stadtbezirk Liandu Mo in Kriminalhaft – unter dem Verdacht der „Organisation und Nutzung einer xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung“. Sie wurde in die Haftanstalt der Stadt Lishui geschickt. Im März 2018 verurteilte das Volksgericht des Stadtbezirks Liandu in der Stadt Lishui Mo Xiufeng zu neun Jahren Gefängnis und belegte sie mit einer Geldstrafe von 30 000 RMB (ungefähr 3900 EUR). Ihr wurde die „Organisation und Nutzung einer xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung“ vorgeworfen. Die elf anderen KAG-Christen, die am gleichen Tag mit ihr zusammen verhaftet worden waren, wurden zu Gefängnisstrafen zwischen drei und acht Jahren verurteilt und mit Geldstrafen zwischen 5000 RMB (ungefähr 650 EUR) und 25 000 RMB (ungefähr 3300 EUR) belegt.
11. Die am 18. August 1987 geborene Wang Lingjie stammt aus dem Stadtbezirk Gulou (Stadt Fuzhou, Provinz Fujian). 2007 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am Abend des 23. März 2017 wurden Wang und Zhou Hualan in der Stadt Ji’an in der Provinz Jiangxi festgenommen. Die Festnahme wurde von über 20 Beamten der Staatssicherheitsbrigade des Stadtbezirks Jizhou (Stadt Ji'an) durchgeführt. Am 24. und 25. März wurden zwei weitere Christen, Cai Ruhua und Li Xiaoling, ebenfalls von der Polizei festgenommen, als sie Wang Lingjie besuchen wollten. Am 24. März kam Wang in Kriminalhaft – unter dem Verdacht „eine xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung organisiert und genutzt zu haben.“ Am 8. April 2017 wurde sie zum überwachten Aufenthalt in das Qingyuan-Bergvillen-Ressort in der Stadt Ji'an geschickt. Dort sollte sie durch von der chinesischen Regierung eigens dafür beauftragten Experten indoktriniert und transformiert werden. Wang sollte so dazu gezwungen werden, ihren Glauben aufzugeben und Informationen über andere Christen und die Kirche preiszugeben. Diese Bemühungen blieben jedoch erfolglos. Am 9. Mai wurde Wang in die Haftanstalt der Stadt Ji'an verlegt.
Am 4. Januar 2018 verurteilte der Volksgerichtshof des Stadtbezirks Jizhou Wang Lingjie zu neun Jahren Gefängnis und belegte sie mit einer Geldstrafe von 20 000 RMB (ungefähr 2600 EUR)[34] wegen „der Organisation und Nutzung einer xie jiao-Organisation zur Untergrabung der Strafverfolgung“. Auch die drei anderen Christen, die mit Wang zusammen festgenommen worden waren, wurden alle zu Gefängnisstrafen verurteilt. Zhou Hualan und Cai Ruhua wurden zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und mit einer Geldstrafe von je 15 000 RMB (ungefähr 1900 EUR) belegt. Ende Januar 2018 wurde Wang Lingjie in das Frauengefängnis von Nanchang in der Provinz Jiangxi verlegt, um ihre Gefängnisstrafe abzusitzen.
3) Die KPCh foltert Christen auf brutale Weise
12. Die 54-jährige aus Jiujiang in der Provinz Jiangzi stammende Aizhen (Name geändert) wurde am 9. Mai 2018 bei einer Polizeirazzia verhaftet. Sie wurde brutal geschlagen und gedemütigt. Auf der Polizeidienststelle wurde Aizhen abwechselnd von den drei Polizeileitern verhört. Die Verhöre dauerten von 17 Uhr am Tag ihrer Festnahme bis zum Nachmittag des Folgetages. In dieser Zeit durfte sie weder schlafen noch Nahrung oder Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei dem Versuch, Informationen über die Kirche zu erzwingen, fragten sie immer wieder nach ihrem Namen und ihrer Adresse. Außerdem sollte sie ein Dokument unterschreiben, in dem sie ihrem Glauben abschwor. Als sie die Zusammenarbeit verweigerte, zog der Polizist seinen Lederschuh aus und schlug sie damit heftig auf ihre linke Gesichtshälfte, die an dieser Stelle taub wurde. Am Nachmittag des 16. Mai verlegte die Polizei sie in eine Haftanstalt. Die Polizisten erklärten den Gefängniswärtern, dass Aizhen eine KAG-Christin sei und einer „Sonderbehandlung“ bedürfe. In der Haft wurde Aizhen geschlagen – sowohl von den Wärtern als auch von den Mitgefangenen. Drei Mal wurde sie mit Handschellen an eine Wäschestange gehängt, wobei auf sie eingeschlagen wurde. Beide ihrer Hände waren daraufhin jedes Mal taub und zitterten. Von den Schlägen hatte sie am ganzen Körper schwarze und blaue Blutergüsse.
Die Wärter zwangen Aizhen auch dazu, mehr als zwei Stunden täglich mit dem Gesicht zur Wand im Waschraum zu stehen. Dabei wurde sie von Mitgefangenen überwacht. Wenn diese feststellten, dass sie betete, wurde Aizhen von ihnen geschlagen. Sie zogen sie auch in den Toilettenraum, drückten ihren Kopf auf den Boden und schlugen ihr mit Schuhsohlen auf Gesicht, Gesäß und Schenkel. Sie schlugen sie am ganzen Körper. Ihre Schenkel schlugen sie heftig mit Plastik-Kämmen, sodass die Schenkel komplett anschwollen und sich dort blaue Flecken bildeten. Die Schmerzen ließen sie zittern. Ihre Mitgefangenen verhielten sich rücksichtslos und beleidigten sie mit obszönen Ausdrücken. Bei drei Gelegenheiten rief die Polizei die Mitgefangenen auch dazu auf, Insekten über Aizhen herfallen zu lassen, damit diese sie bissen. Das Ausmaß ihrer Folterung führte an ihr zu Verletzungen von Kopf bis Fuß Verletzungen. Als sie die Insekten sah, erzitterte ihr ganzer Körper. Einmal zwang der Anführer der Gefangenen Aizhen sich von der Hüfte aufwärts zu entkleiden und sich in die videoüberwachte Haupthalle zu setzen, wodurch sie beschämt und verhöhnt werden sollte.
Am 10. Juni 2018 wurde Aizhen entlassen. Nach ihrer Heimkehr schmerzten ihre Arme so stark, dass sie sie nicht mehr vollständig ausstrecken konnte. Selbst nach mehreren Behandlungen trat keine Verbesserung ein. Sie bereiten Aizhen bis heute noch unglaubliche Schmerzen.
13. Die 33-jährige Yang Xuan stammt aus der Stadt Xinyi in der Provinz Jiangsu. 2008 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Nach ihrer Festnahme im Juli 2018 wurde sie 22 Tage lang brutal gefoltert – unter anderem mit den Methoden „einen Adler erschöpfen“ und „Spagat machen“. Am 26. Juli 2018 um 12.30 Uhr war Yang gerade zu Besuch bei einer Christin in der Stadt Xuzhou, als sieben Polizeibeamte der lokalen Polizeidienststelle plötzlich die Tür aufbrachen, hineinstürmten und sie festnahmen. Am gleichen Tag, um 17 Uhr, brachten die Polizisten Yang zum Verhör in ein Hotel in Xuzhou. Dort versuchten sie, Informationen über den Aufbewahrungsort der Kirchengelder aus ihr herauszupressen. Sie weigerte sich, jegliche Information preiszugeben. Daraufhin boxten sie Yang brutal auf die Ohren. Sie packten sie an den Haaren und rissen sie daran immer und immer wieder nach oben und nach unten. Sie rissen sie so brutal an den Haaren, dass diese ausfielen und den Boden übersäten. Später banden die Beamten sie mit Handschellen an die Stuhllehne, sodass Yangs volles Gewicht auf beide ihrer Armen drückte, sobald sie hinunterglitt. Die Zacken der Handschellen gruben sich tief in ihr Fleisch und verursachten unerträgliche Schmerzen.
Am nächsten Tag führte der Leiter der Polizeidienststelle, Liu, das Verhör fort, und befragte, Yang Xuan zum Verbleib der Kirchengelder. Als ihm klar wurde, dass sie nichts sagen würde, schlug er sie heftig ins Gesicht, zwickte in ihre Ohren und drückte auf die Akupunkturpunkte an ihrem Hals. Yang hatte unglaubliche Schmerzen. Ein Polizeibeamter informierte sie in herrschendem Ton, dass die Staatspolitik „sperr ein paar weg, bring ein paar um“ laute und es für Fälle wie ihren keine Begrenzung für die Dauer eines Verhörs gebe.
Am 3. August verlegte die Polizei Yang in ein Hotel in einer anderen Stadt (Xinyi). Dort wurden die geheimen Verhöre fortgeführt. Um an Informationen über den Aufbewahrungsort der Kirchengelder zu gelangen, straften sie sie mit drei Tagen Schlafentzug in Folge. Zudem schlugen sie sie wiederholt brutal auf ihre Schläfen und packten ihren Kopf, um diesen gegen die Wand zu schlagen. Dies führte zu einem summenden Dröhnen in ihrem Kopf und einen von Blutergüssen übersäten Körper.
Am Abend des 12. August hatte Yang zehn Tage in Folge nicht geschlafen, doch die Polizei folterte sie trotzdem weiter. Zwei Beamte stellten sich links und rechts neben sie, um ihre Beine zu packen und auseinanderzureißen, und ließen sie „Spagat“ machen. Das Ausmaß ihrer Schmerzen ließ sie am ganzen Körper unkontrolliert zittern — sie weinte in Todesangst. Am frühen Morgen des 16. August, als die Beamten tief und fest schliefen, ergriff Yang die Gelegenheit und ihr glückte die Flucht aus dem Hotel. Während der 22 Tage brutaler Folter durch die Polizei war Yang Xuan körperlich und seelisch schwer misshandelt worden. Sie hinkt heute noch infolge der Verletzungen, die ihr während der Folter zugefügt wurden. Ihre Daumen und Handrücken sind taub und gefühllos.
14. Die 42-jährige Wang Yixin (Name geändert) aus der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang ist Christin der Kirche des Allmächtigen Gottes. Sie wurde am 11. September 2018 festgenommen und 49 Tage lang brutal gefoltert.
Am 11. September 2018 brachen kurz nach sechs Uhr morgens dreißig Sondereinsatzkräfte die Tür zu Wang Yixins Mietwohnung auf und stürmten diese. Sie zogen ihr und ihrer Vermieterin schwarze Kapuzen über den Kopf und legten ihnen Plastikhandschellen an. Dann brachten sie die beiden zur lokalen Brigade der Hilfspolizei. Wang leidet unter hohem Blutdruck, Schilddrüsenüberfunktion und Herzproblemen. An diesem Abend hatte sie einen Blutdruck von 180 mmHg, doch die Polizei nahm auf ihren Zustand keine Rücksicht: Sie unterzogen sie einem intensiven Verhör und bedrängten sie, die Namen anderer Christen preiszugeben. Am darauffolgenden Tag, kurz nach neun Uhr morgens, zogen die Polizisten Wang und ihrer Vermieterin erneut schwarze Kapuzen über. Sie setzten sie in ein Auto und brachten in einem Bergvillen-Resort in ein Hotel. Dort wurden die beiden einzeln eingesperrt und von zwei Personen bewacht. Die Türen der Hotelzimmer waren so konstruiert, dass man sie nur von außen öffnen konnte – von innen war ein Öffnen unmöglich. Wangs Blutdruck blieb mehrere Tage lang bei 180 mmHg. Außerdem zog sie sich eine Erkältung und Fieber zu und erbrach sich. Doch die Polizisten kümmerten sich nicht weiter um ihren Zustand. Sie versuchten weiterhin, sie zur Preisgabe ihres Computerpassworts und von Kircheninformationen zu zwingen.
Am Nachmittag des 17. September zogen sie erneut eine schwarze Kapuze über Wangs Kopf und brachten sie in ein geheimes Verhörzimmer. Sie verlangten von ihr das Passwort zu ihrem Computer sowie Informationen über die Kirchenleiter und andere Christen. Als sie eine Antwort verweigerte, wies ein Beamter sie an, sich auf den Boden zu knien und fesselte ihre Hände mit Handschellen hinter ihrem Rücken. Dann kniete er sich auf ihren Rücken und riss ihre zusammengebundenen Hände nach hinten hoch. Ein unglaublicher Schmerz schoss sofort durch ihren Rücken, Schultern und Arme – sie schrie vor Schmerz. Ein anderer Beamter bog gewaltsam ihre Finger zurück, zog an ihren Schultersehnen und dann ruckartig an ihren Handgelenken. Sie hatte solche Schmerzen, dass sie laut schreien musste. Wang wurde so sehr gefoltert, dass sie am ganzen Körper zitterte, anfing zu würgen und sich erbrach. Weil sie befürchteten, dass sie sterben und in Folge keine Informationen über die Kirche mehr preisgeben könnte, unterbrach die Polizei die Folter für eine Weile und schickte sie zurück ins Hotel. Über den gesamten Zeitraum hinweg hatten sie ihr nie die Kapuze abgenommen.
Danach verhörte die Polizei Wang ununterbrochen. Sie verlangten von ihr, dass sie ihren Glauben aufgeben und eine gotteslästerliche Erklärung unterzeichnen solle. Immer wieder legten sie ihr Fotos anderer Christen vor, die sie identifizieren sollte. Sie drohten sogar mit Konsequenzen für die Zukunftsaussichten ihres Sohnes. Aber was sie auch versuchten – Wang Yixin verweigerte die Zusammenarbeit. Am Abend des 29. Oktober zahlte ihr Ehemann 5000 RMB (ungefähr 650 EUR) und sie wurde auf Kaution entlassen.
15. Die am 15. Oktober 1965 geborene Yu Baorong kommt aus dem Stadtbezirk Quanshan (Stadt Xuzhou, Provinz Jiangsu). 2014 trat sie der Kirche des Allmächtigen Gottes bei. Am Nachmittag des 9. Juni 2018 nahm Yu Baorong zusammen mit zwei anderen Christen an einem Gottesdienst der Kirche in einem gemieteten Raum in der Bazi-Straße im Xuzhouer Stadtbezirk Gulou teil. Plötzlich brachen acht oder neun uniformierte Polizeibeamte von der Xuzhuanger Polizeidienststelle des Stadtbezirks Tongshan (Xuzhou) die Tür ein, stürmten den Raum und verhafteten sie. Dann brachten die Polizisten sie zur Zweigstelle des Büros für Öffentliche Sicherheit von Xuzhou im Wirtschaftsentwicklungsgebiet. Dort wurden sie getrennt verhört.
Gegen 19 Uhr an jenem Abend befragten die Polizeibeamten Zhang Xin und Liu Chengwei die Christin Yu Baorong nach Angaben zu ihrer Person und zur Kirche. Als sie die Antwort verweigerte, packte Liu Chengwei sie mit einer Hand an den Haaren und ballte die andere Hand zur Faust. Er schlug sie brutal ins Gesicht und auf die Augen. Dann schlug er sie wutentbrannt immer wieder mit einer leeren Mineralwasserflasche ins Gesicht. Danach zog er seinen Gürtel aus und schlug sie wiederholt damit auf den Mund. Dieser schwoll sofort an und brannte vor Schmerz. Im Bereich um ihre Augen bildeten sich blaue Flecken und geschwollene Blutergüsse. Ihre Lippen schwollen ebenfalls mit Blutergüssen an. (Später wurde bei einer ärztlichen Untersuchung festgestellt, dass sie in beiden Nasenlöchern eine Kongestion der Nasenschleimhaut sowie eine Hypertrophie der mittleren und unteren Nasenmuschel erlitten hatte. Das linke Ohr erlitt eine Kongestion und Umstülpung des Trommelfells; es konnte kein Lichtreflex festgestellt werden.) Als die Polizisten merkten, dass sie nichts preisgeben würde, fuhren sie fort, und schlugen sie mehrmals auf den Kopf. Erst um vier Uhr morgens unterbrachen sie diese Tortur.
Am Nachmittag des folgenden Tages brachten die Polizisten Yu in ein Hotel, wo sie das geheime Verhör fortsetzten. Sie versuchten, Informationen über die Kirche von ihr zu erzwingen. Als sie feststellten, dass sie trotzdem nichts verraten würde, schlug sie ein Polizeibeamter mit Nachnamen Zheng brutal mit seiner Hand auf den linken Arm. Liu Chengwei boxte sie heftig gegen die rechte Schulter. Yu biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Danach führte Zheng das Verhör fünf weitere Tage am Stück durch. Dabei schlug er sie ständig auf den linken Arm, der vollständig anschwoll und Blutergüsse bekam. Der Arm schmerzte so sehr, dass sie ihn nicht einmal mehr anheben konnte. Am16. Juni wurde Yu in die Haftanstalt von Sanpu in der Stadt Xuzhou gebracht.
Am Morgen des 21. Juli verlangte die Polizei von Yu Baorong eine Kautionszahlung in Höhe von 5000 RMB (ungefähr 650 EUR). Dann entließen sie Yu auf Kaution bis zur Gerichtsverhandlung. Sie ermahnten Yu, dass sie nach ihrer Heimkehr ihren Glauben nicht mehr ausüben und die Stadt nicht verlassen dürfe. Zudem müsse sie auf Anruf der Polizei herbeieilen. Zu Hause angekommen legte Yu sich völlig geschwächt und erschöpft auf ihr Bett. Die Stellen, auf die die Polizei eingeschlagen hatte, schmerzten unerträglich. Nach über einem Monat waren die Schwellungen und blauen Flecken an ihrem linken Arm fast noch vollständig zu sehen, und die Farbe der blauen Flecken war kaum heller geworden. Bis heute leidet sie unter Schmerzen.[35]
4) Die KPCh beschlagnahmt große Mengen an Kirchengeldern und Privatbesitz von Christen
16. Der 70 Jahre alte Fu Haisheng (Name geändert) aus der Stadt Ningbo (Provinz Zhejiang) ist Christ in der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG). Am 11. September 2018 stürmten um sechs Uhr morgens über ein Dutzend Polizeibeamte in Zivil in seine Wohnung und nahmen ihn und seine Tochter Fu Li (Name geändert) gewaltsam fest. Sie durchsuchten auch sein Haus und beschlagnahmten 780 000 RMB (ungefähr 101 000 EUR) Kirchengelder, ein Kilogramm Gold, Privatbesitz im Wert von 110 000 RMB (ungefähr 14 300 EUR) sowie 700 Bände Kirchenliteratur. Insgesamt wurde Besitz im Wert von 1 210 000 RMB (ungefähr 160 000 EUR) beschlagnahmt. Die Polizisten verlangten Information bezüglich der Herkunft der Kirchengelder. Außerdem zeigten sie Fu Haisheng das Bild eines anderen Christen, den er identifizieren sollte. Doch er verweigerte die Antwort. Am Morgen des 12. September brachte die Polizei ihn in ein lokales Transformation durch Indoktrination-Zentrum, wo er Zwangsindoktrination unterworfen wurde. Dort wurde er rund um die Uhr von zwei Personen überwacht. In dem Zentrum zwang die Polizei Fu dazu, jeden Tag negative Propagandatexte zu lesen. Auf diese Art versuchten sie, ihn dazu zu bringen, seinen Glauben aufzugeben und ihnen Informationen über die Kirche mitzuteilen. Seine beiden Bewacher fragten ihn häufig, wie viele weitere Gläubige es in seiner Familie gebe, und woher er das Geld und die Bücher mit Gottes Wort bekommen habe. Am 20. September wurde Fu in eine lokale Haftanstalt überführt, wo er bis zum 19. Oktober festgehalten wurde.
Am Tag von Fus Festnahme stürmten auch fünf Polizeibeamte in das Krankenhauszimmer, in dem Fus 63-jährige Ehefrau Guo Shunjin lag. Ohne sich auszuweisen, rissen sie die Frau von ihrer Infusion los und nahmen sie aus dem Krankenhaus mit. Guo leidet unter Diabetes und war erst zwei Tage zur Behandlung im Krankenhaus gewesen. Ihr Arzt hatte der Polizei erklärt, dass ihr Zustand ernst sei, doch die Polizisten ignorierten die Warnung des Arztes. Sie bestanden darauf, sie in das lokale Transformation durch Indoktrination-Zentrum zu bringen. Dort wurden zwei Personen beauftragt, sie streng zu überwachen. Guo wurde gezwungen, jeden Tag negative Propagandafilme anzuschauen, in denen die KAG geschmäht wurde. Danach musste sie aufschreiben, was sie aus diesen Filmen gelernt hatte. Am 27. September wurde Guo Shunjin schließlich entlassen.
17. In der Provinz Jiangsu wurden die Wohnungen zweier christlicher Familien willkürlich durchsucht. Es wurden 1,47 Millionen RMB (ungefähr 190 000 EUR) Kirchengelder beschlagnahmt.
Die 68-jährige Gao Hua (Name geändert) ist Christin der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG). Am 17. Juni 2018 stürmten sechs Beamte der Staatssicherheitsbrigade der Stadt Pizhou (Jiangsu) zusammen mit sechs Beamten der lokalen Polizeidienststelle und dem Dorfsekretär in Gaos Haus und durchsuchten es. Die Polizei brach die Bodenfliesen und die Decke in ihrem Zuhause auf. In ihrer Küche gruben sie eine über ein Meter lange Grube. und brachen die Zementplatten unter ihrer Kochstelle auf. Sie hoben auch eine fünfzig Zentimeter tiefe Grube rund um den Gingko-Baum in ihrem Innenhof aus, rissen den Steinstapel vor dem Haus ein und zerschlugen die Zementplatten über dem Abflussgraben. Sie nahmen sogar den Wasserzählschrank auseinander… Nach drei Stunden hatten sie das Haus komplett auf den Kopf gestellt – innen und außen herrschte völliges Chaos. Da sie die Kirchengelder immer noch nicht gefunden hatten, schrie einer der Beamten, dass das Geld sich an Ort und Stelle befinde und dass es jeden einzelnen Stein umzudrehen gelte – das Geld müsse gefunden werden. Schließlich entdeckte der Dorfsekretär 568 000 RMB (ungefähr 74 000 EUR) im Mehlfass. Es wurde auf der Stelle beschlagnahmt. Dann brachten sie Gao in ein Hotel in Pizhou und verhörten sie dort drei Tage lang ohne Pause. Sie versuchten Informationen über die Quelle der Kirchengelder aus ihr herauszupressen, doch die Befragung verlief erfolglos. Am 20. Juni brachten sie Gao in die Haftanstalt der Stadt Xuzhou. Am 5. Juli wurde sie auf Kaution entlassen. Bis heute steht sie unter Bewachung.
Sowohl der 60-jährige Fu Chi (Name geändert) als auch seine 55-jährige Frau Xin Mei (Name geändert) sind Christen der Kirche des Allmächtigen Gottes. Am 4. August brachen sieben oder acht Beamte von der Polizeidienststelle der Stadt Xuzhou die Tür zu Fu Chis Wohnung auf. Sie stürmten hinein und verboten dem Ehepaar und dessen 13-jährigen Enkelsohn jede Bewegung. Ohne eine Genehmigung vorzulegen, durchsuchten sie das Haus, schnitten Kisten mit Messern auf und zerrissen Bettzeug. Sie fanden Bücher mit den Worten des Allmächtigen Gottes sowie 900 000 RMB (ungefähr 117 100 EUR) Kirchengelder, welche das Ehepaar verwahrt hatte. Sie beschlagnahmten alles auf der Stelle. Dann brachten die Polizisten das Ehepaar und dessen Enkelsohn zum Verhör zu einer Polizeistation in Xuzhou. Am 14. September nahm die Polizei von Xuzhou Fu Chi und Xin Mei unter dem Verdacht „der Organisation und Nutzung einer abergläubischen Sekte und xie jiao-Organisation sowie von Aberglaube zur Untergrabung der Strafverfolgung“ in Haft. Sowohl Fu als auch Xin befinden sich noch in der Haftanstalt von Xuzhou in Gewahrsam.
18. Der 21-jährige Liu Yang (Name geändert) kommt aus der Stadt Xuzhou. Er und seine Familie wurden wegen ihres Glaubens an den Allmächtigen Gott festgenommen. Dabei wurde persönlicher Besitz im Wert von 230 000 RMB (ungefähr 30 000 EUR) beschlagnahmt. Am 7. August 2018 wurden über 30 Beamte einer Polizeidienststelle in der Stadt Xuzhou (Provinz Jiangsu) entsandt. Sie drangen gewaltsam in die Wohnung von Liu Yang, einem Gläubigen der Kirche des Allmächtigen Gottes, ein. Nachdem sie sein Zuhause über vier Stunden lang durchsucht hatten, fand die Polizei 220 000 RMB (ungefähr 29 000 EUR) in bar, einen Reisepass, Jade-Armbänder, Bankkarten, Personalausweise und andere persönliche Gegenstände. Alles wurde beschlagnahmt. Die Beamten nahmen Liu, seine Tante und seine Großmutter daraufhin mit zur lokalen Polizeidienststelle. Zwei Beamte ließen sie in Lius Haus als Wachen zurück.
An jenem Abend befragten drei Beamte Liu Yang. Sie traten ihn zu Boden und boxten ihn abwechselnd auf die Ohren. Außerdem zwangen sie ihn, in einer tiefen Hockstellung zu verharren. Sie wollten wissen, ob das viele Geld, das sich in seinem Haus befunden hatte, Kirchengelder seien. Liu antwortete wahrheitsgemäß, dass dieses Geld die Ersparnisse seines Vaters seien, doch die Polizei versuchte ihn einzuschüchtern, damit er zugäbe, dass es sich um Kirchengelder handele. Das Verhör dauerte bis Mitternacht, blieb jedoch erfolglos.
Am 8. August fragte der diensthabende Beamte Liu Yang, ob er bei sich zuhause Goldbarren habe. Liu verneinte. Die Polizei brachte ihn zurück in seine Wohnung und durchsuchte sie erneut. Diesmal fanden sie 10 000 RMB (ungefähr 1300 EUR) im Zimmer seiner Großmutter. Daraufhin brachten sie Liu, seine Tante und seine Großmutter in ein Hotel. Dort wurden die drei einer Zwangsindoktrination unterzogen. Am 10. August entließ die Polizei die drei schließlich, nachdem Familienmitglieder ihre Beziehungen hatten spielen lassen. Lius fast 70 Jahre alte Großmutter war von der Polizei gefoltert worden. Ihre Füße waren beide so angeschwollen, dass sie nicht gehen konnte. Die Zahlen zeigen, dass die Polizei Privatbesitz im Wert von über 230 000 RMB (ungefähr 30 000 EUR) von Lius Familie beschlagnahmt hat. Auf deren Beschwerden hin gab die Polizei lediglich Liu Yangs Personalausweis sowie das Mobiltelefon und eine Halskette seiner Tante zurück. Den Rest behielten sie ein.
5) Die KPCh hindert KAG-Christen daran, ihr Recht auf politisches Asyl in Anspruch zu nehmen
19. Der aus der Stadt Shenyang (Provinz Liaoning) stammende Jia Zhigang war früher in China Schauspieler gewesen. 2007 trat er der Kirche des Allmächtigen Gottes (KAG) bei. Wegen seines Glaubens an den Allmächtigen Gott wurde er von der Regierung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verfolgt. Im April 2014 floh er nach Südkorea. Im März 2018 erhielt Jia einen Brief von der südkoreanischen Polizei. Darin stand, dass ein südkoreanischer Bürger im Namen seiner Verwandten eine Vermisstenanzeige aufgegeben habe. Laut dieser Anzeige wurden er, seine Frau und sein Kind vermisst und standen unter Kontrolle der KAG. Mitte März kam Jias Schwester nach Südkorea und er teilte ihr persönlich mit, dass er lebe und in Korea seinen Glauben frei ausübe. Im Lauf des Gesprächs bemerkte er, dass seine Schwester nicht ungezwungen sprechen konnte und von jemandem überwacht wurde.
Am folgenden Tag besuchte Jia von sich aus seine Schwester im Hotel. Auf sein beständiges Fragen hin, warum sie nach Korea gekommen sei und wer sie begleitet habe, gab sie schließlich zu, dass sie zusammen mit Polizeibeamten des chinesischen Büros für Staatssicherheit gekommen sei. Diese hatten sie zuvor mehrmals aufgesucht, um mehr über Jia zu erfahren. Sie hatten sie wiederholt dazu gedrängt, nach Südkorea zu reisen und ihr angeboten, das Flugticket und die Unterkunft zu besorgen. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als zuzustimmen. Nach dem Gespräch mit Jia Zhigang wusste seine Schwester, dass er und seine Frau zusammen mit ihrem Sohn ein freies und sorgloses Leben in Südkorea führten, und sie kehrte sehr erleichtert nach China zurück.
Am 30. August 2018 reiste Jias Schwager zusammen mit anderen Personen, deren Angehörige in Südkorea leben, nach Korea, um „nach einem vermissten Verwandten zu suchen“. Als Jia und seine Frau mit der Polizei für ausländische Angelegenheiten Kontakt aufnahmen, und darum baten, ihn sehen zu dürfen, stießen sie auf starken Widerstand seitens der südkoreanischen, KPCh-freundlichen Aktivistin O Myung-ok. Diese erklärte, dass sie sich erst sehen könnten, wenn die nach Korea gereisten Familienangehörigen ihre Reiseangelegenheiten beendet hätten. In den folgenden Tagen ließ Frau O die Familienangehörigen an Demonstrationen vor der Einwanderungsbehörde von Jeju teilnehmen, dem KAG-Gelände in Osnun und dem Blauen Haus.
Am 4. September reichte Jia Zhigang bei der Polizei die Bitte ein, seinen Verwandten sehen zu dürfen. Die Polizei arrangierte ein Treffen mit seinem Schwager. Als Jia diesen fragte, warum er nach Südkorea gekommen sei, und wer die Reise organisiert habe, wich der Schwager der Frage vorsätzlich aus, indem er das Thema wechselte. Jia zeigte ihm die Unterlagen über den „vermissten Angehörigen“, die er von der Polizei erhalten hatte. Die Polizei hatte ihm gesagt, dass diese Unterlagen auf den Angaben seines Schwagers beruhten, der folgendes berichtet habe: Sie seien eine glückliche Familie gewesen, aber nachdem Jia und seine Frau angefangen hätten, an den Allmächtigen Gott zu glauben, hätten sie sich nur noch mit der Verbreitung des Evangeliums im Ausland beschäftigt; ihre Mutter sei krank, und sie seien nicht zurückgekehrt, um sich um sie zu kümmern, ganz zu schweigen von der Zukunft ihres kleinen Sohnes und so weiter. Der Schwager stritt dies alles rigoros ab und sagte, dass die Organisatoren der Reise dies behauptet hätten, und dass er nicht so dächte. Tatsächlich war seine Schwiegermutter bereits krank geworden und gestorben, bevor Jia und seine Familie nach Südkorea gekommen waren, und Jias Sohn erhält in Korea eine sehr gute Ausbildung.
Außer Jia Zhigang gibt es noch weitere acht Christen, deren Familienangehörige gezwungen wurden, nach Südkorea zu reisen, um „vermisste Verwandte zu suchen“. Sie haben dem Reporter Peter Zoehrer darüber berichtet und entsprechende eidesstattliche Erklärungen abgegeben, die Rechtskraft besitzen.
(Anmerkung: Für manche Christen wurden Pseudonyme verwendet, wenn deren wahre Namen nicht bekannt waren bzw. wenn die Sicherheit ihrer Familien gefährdet ist.)
1 Neue Verordnung für Religionsangelegenheiten
https://www.loc.gov/law/foreign-news/article/china-revised-regulations-on-religious-affairs/
2 Schriftliche Vorlage der Betroffenen zu China für das UPR [Universelle Periodische Überprüfungsverfahren] des Menschenrechtsrats gegen China (31. Sitzung der UPR-Arbeitsgruppe)
https://documents-dds-ny.un.org/doc/UNDOC/GEN/G18/266/48/pdf/G1826648.pdf
3 Jahresbericht 2018 des Exekutivausschusses über China im US-Kongress
https://www.cecc.gov/sites/chinacommission.house.gov/files/Annual%20Report%202018.pdf
4 Bekanntmachung zur Lage und Arbeitsmeinung bezüglich der Vorschriften zur Öffentlichen Sicherheit hinsichtlich der Schreier und anderer xie-jiao-Organisationen herausgegeben vom Zentralkomitee und dem Staatsrat im November 1995 (“Konsolidierte Liste der Bekanntmachungen: 1995-50)
http://www.china21.org/docs/CONFI-MPS-CHINESE.htm
5 Die Abteilung für Öffentliche Sicherheit der Provinz Hainan startet sechs Anti-Banden-Kampagnen (People’s Daily Online, Hainan Channel)
6 Ein vom Büro für Ethnische und Religiöse Angelegenheiten der Provinz Jiangxi herausgegebenes Dokument
https://de.bitterwinter.org/the-church-of-almighty-god-hit-again/
7 Die Führungsgruppe für die Prävention und den Umgang mit xie jiao des Provinzbüros von Henan veröffentlichte eine Bekanntmachung zur Stärkung der Koordination und Kooperation bei allen Bemühungen eine Razzia-Kampagne gegen die xie jiao-Organisation “des Allmächtigen Gottes“ durchzuführen
https://de.bitterwinter.org/behoerden-befehlen-die-unterdrueckung-der-kag/
8 Ein Dokument über Sonderkampagnen herausgegeben vom Büro 610 der Provinz Liaoning
https://de.bitterwinter.org/kpch-fordert-vorgehen-gegen-whistleblower-und-medien/
9 Verantwortungserklärung hinsichtlich der 2018 durchgeführten Sonderkampagne gegen “Die Kirche des Allmächtigen Gottes”
https://de.bitterwinter.org/erneute-anstrengungen-gegen-kag/
10 Ein Bericht des französischen RF1 mit dem Titel Chinesische Behörden führen landesweit verstärkt Festnahmen von Angehörigen der Kirche des Allmächtigen Gottes durch
11 Ein Dialog-Bericht über die Verhängung harte Gefängnisstrafen über fünf hochrangige Leiter der Kirche des Allmächtigen Gottes, darunter auch Bao Shuguang
https://duihua.org/dui-hua-digest-december-2018/
12 Jahresbericht 2018 des Exekutivausschusses über China im US-Kongress
https://www.cecc.gov/sites/chinacommission.house.gov/files/Annual%20Report%202018.pdf
13 EU-Parlament: Lage der Kirche des Allmächtigen Gottes schlimmer als die der uigurischen Muslime.
https://youtu.be/-lP9yEmGFJ4?t=155
https://de.bitterwinter.org/neues-ueberwachungsprogramm-verfolgt-religioeses/
https://de.bitterwinter.org/weitere-berichte-ueber-massive-verhaftungen/
16 Jiangxi: Erneuter Schlag gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes
https://de.bitterwinter.org/the-church-of-almighty-god-hit-again/
17 Neue organisierte Operation gegen Gläubige des Allmächtigen Gottes
https://de.bitterwinter.org/neue-organisierte-operation-gegen-christen/
18 Fast 200 Mitglieder der KAG in Anhui verhaftet
https://de.bitterwinter.org/almost-200-cag-members-arrested-in-anhui/
19 Neues Pogrom gegen die Kirche des Allmächtigen Gottes
https://de.bitterwinter.org/neues-pogrom-gegen-die-kirche-des-allmaechtigen-gottes/
20 Die Führungsgruppe für die Prävention und den Umgang mit xie jiao des Provinzbüros von Henan veröffentlichte eine Bekanntmachung zur Stärkung der Koordination und Kooperation bei allen Bemühungen eine Razzia-Kampagne gegen die xie jiao-Organisation “des Allmächtigen Gottes“ durchzuführen
https://de.bitterwinter.org/behoerden-befehlen-die-unterdrueckung-der-kag/
https://www.youtube.com/watch?v=_XAHx4B2ogw
https://www.youtube.com/watch?v=_XAHx4B2ogw
23 China überwacht illegal Mobiltelefone von, in anderen Ländern lebenden, Ausländern, die in Kontakt mit der Kirche des Allmächtigen Gottes stehen
24 Cruel Killing, Brutal Killing, Kill the Beast”: Investigating the 2014 McDonald’s “Cult Murder” in Zhaoyuan
https://cesnur.net/wp-content/uploads/2017/09/tjoc_1_1_6_introvigne_ter.pdf
25 Der Lantos-Ausschuss im US-Kongress nahm die KAG-Christin Mo Xiufeng als Gewissensgefangene auf
26 Bekanntmachung bezüglich des von der Zentralen Vereinigten Arbeitsfront herausgegebenen Bericht über zwei dringende politische Fragen zur aktuellen Religionsarbeit weitergeleitet vom KPCh-Zentralkomitee am 21. Oktober 1978
http://www.nbnnews.co.kr/m/view.php?idx=105951
28 In einem offenen Brief an US-Präsident Trump wird Schutz für Demei Zou gefordert
https://de.bitterwinter.org/polizei-zertruemmerte-den-schaedel-einer-glaeubigen/
https://de.bitterwinter.org/christin-stirbt-in-haft-familie-hegt-folterverdacht/
https://de.bitterwinter.org/believer-dies-in-detention-under-suspicious-circumstances/
https://de.bitterwinter.org/glaeubige-verdaechtigen-umstaenden-verstorben/
https://de.bitterwinter.org/hochrangige-kag-leiterin-zu-13-jahren-haft-verurteilt/
34 Urteil, veröffentlicht auf China Judgements Online
http://wenshu.court.gov.cn/content/content?DocID=34da21d3-4a4b-42de-ad05-a8cf0032c79e&KeyWord=%E5%85%A8%E8%83%BD%E7%A5%9E|%E6%B1%25
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